Über das Geburtsdatum von Johann Schroth gibt es unterschiedliche Angaben, entweder 1797 oder 1798; es gibt auch die Angabe 2. Februar 1800. Im Allgemeinen wird der 11. Februar 1798 angenommen. Sein Geburtsort Böhmischdorf gehörte zu Österreichisch-Schlesien. Ein anderer Naturheiler, Vincenz Prießnitz, war in der Grundschule ein Schulkamerad von Schroth. Nach dem frühen Tod seines Vaters heiratete seine Mutter einen Fuhrmann aus Niederlindewiese, wohin die Familie dann zog.
Mit etwa 18 Jahren wurde Schroth vom Hufschlag eines Pferdes am rechten Knie verletzt, das daraufhin steif blieb. Ein Mönch vom Orden der Barmherzigen Brüder soll ihm zu kalten Umschlägen geraten haben. Nach mehreren Wochen bemerkte Schroth eine deutliche Besserung, worauf er diese "Therapie" auch bei anderen anwandte. Seltsamerweise hat Prießnitz seine Wassertherapie durch einen fast identischen Unfall ebenfalls auf diese Weise entwickelt. Schroth schrieb die Heilwirkung jedoch vor allem der feuchten Wärme zu und entwickelte einen Ganzkörperwickel.
Ein weiteres Element seiner Schrothkur, die Diät mit "Trockentagen", entnahm Schroth Beobachtungen an erkranktem Vieh, das dann das Futter verweigerte, kaum trank und sich wenig bewegte. Das brachte ihn auf die Idee, dieses Verhalten als Kur auf kranke Menschen zu übertragen. Diese Methode zeigte offenbar Erfolge, und Schroth geriet bald in den Ruf, ein "Wunderdoktor" zu sein, wurde aber auch als Scharlatan bezeichnet und der Kurpfuscherei bezichtigt. So gerieten im 19. Jahrhundert auch die Anhänger der Prießnitzschen Wasserkur und die der Schrothkur in einen heftigen Methodenstreit. Die Allgemeine Deutsch Biographie urteilt dazu: "Aber an beiden Gründungsstätten der Curen, in Lindewiese und in Gräfenberg, ist viel gesündigt worden: der eine (Prießnitz, erg.) wollte mit kaltem Wasser, mit vielen Getränken seine Kranken überflutend, bei grober Kost durch Abhärtung den Organismus zur Selbstheilung antreiben; der andere (Schroth, erg.) wollte, so viel als möglich Flüssigkeiten entziehend, das Wasser innerlich scheuen und der trockenen Nahrung und der feuchten Wärme huldigen."
Schon zu Lebzeiten Schroths gab es neben Lobeshymnen auch heftige Kritik, vor allem von Medizinern. Einer bezeichnete die Kur als "Unterernährungsdiät", die vor allem für Hypochonder gut sei.
Schroth starb an den Folgen eines Herzleidens, 1870 wurde ihm in Lindewiese ein Denkmal errichtet. Sein Sohn setzte die Schrothkuren in der väterlichen Heilanstalt fort.
Schwester Dr. Klara Fietz
Rosa (das ist ihr Mädchename) Fietz wurde am 6. Jänner 1905 in Niederlindewiese Nr. 297 geboren. Ihre Eltern waren Adolf Fietz, Steinmetzmeister und Hausbesitzer, und Josefa, geb. Kirchner. Der Vater starb schon am 19. März 1914; die Mutter folgte am 16. November 1942. Rosa hatte zwei Schwestern: die ältere, Ottilie, verheiratete sich auf dem Elternhause im Jahre 1922 mit dem Tischlermeister Franz Schmitz, der am 14. August 1943 starb. Die jüngere, Paula, wurde im Alter von einem Jahr und fünf Monaten von einem Wagen überfahren und starb an den Verletzungen. Die Katecheten von Schwester Klara Fietz in der Volksschule von Niederlindewiese, H. H. Pfarrer Adolf Rompel und H. H. Pfarrer Emil Beitz, seit 1917 Kaplan in Lindewiese wussten sich bei der Einvernahme am 16. August 1943 noch gut zu erinnern. Obwohl der Vater 1914 gestorben und die Mutter nach Kriegsausbruch gezwungen war, das gut gehende Steingeschäft zu verkaufen, schickte die Mutter doch die begabte Rosl in die Bürgerschule der Ursulinen nach Freiwaldau.
Nach Vollendung der Bürgerschule sollte Rosl die Handelsschule besuchen. Nun gestand sie, dass sie Missionsschwester werden wolle. Da in der engeren Heimat keine Möglichkeit dafür bestand, kam sie durch Vermittlung der Ursuline M. Josefa Rösler im September 1919 in die Lehrerinnenausbildungsanstalt der Schulschwestern in Graz-Eggenberg. Vom Herbst 1919 bis Juli 1923 oblag sie hier ihren Studien zur Vorbereitung auf den Lehrberuf. Nur in den Sommerferien kam sie in die Heimat.
Die Reifeprüfung bestand sie "mit Auszeichnung". Im Schuljahr 1922/23 besuchte sie den "Volkskundlichen Kurs" am Landesamt für bäuerliche Fortbildung" in St. Martin in Graz. Am 30. August 1923 bekam Rosa Fietz das Ordenskleid in der Kongregation der Schulschwestern und erhielt dabei den Ordensnamen Klara. Am 1. September 1924 stand sie am Ziel ihrer Wünsche: sie durfte die heiligen Ordensgelübde ablegen, drei Jahre später die Ewigen Gelübde.
Nun folgten die Jahre des Schuldienstes bzw. der weiteren Studien. 1924/25 unterrichtete sie an der vierklassigen Volksschule in Hartmannsdorf. Hier schon meldete sich zum ersten Mal der Todesbote, eine Darmtuberkolose. Nach einer Erholung von April bis September 1926 im Haus im Ennstal wurde sie ins Mutterhaus zurückberufen, um sich auf das Hochschulstudium vorzubereiten. Am 28. Oktober 1928 legte sie am Bundesrealgymnasium in Graz die Ergänzungsreifeprüfung ab, und mit Beginn des Wintersemesters 1928 inskribierte sich Schwester Klara an der Philosophischen Fakultät der Grazer Universität als Ordentliche Hörerin für Deutsch und Geographie als Hauptfächer und Französisch als Fremdsprache. Die Zeugnisse aus dieser Zeit über Kolloquien, Prüfungen und Seminarübungen lauten fast durchwegs auf "ausgezeichnet" und "sehr gut". Am 23. Juni 1932 legte sie das Hauptrigorosum "einstimmig mit Auszeichnung" ab und promovierte am 20. Juli zum Doktor der Philisopie. Obschon sie schon im Schuljahre 1932/33 zum Unterricht in ihren Fächern am Mädchengymnasium in Graz herangezogen wurde, konnte sie am 7. November 1933 das Lehrbefähigungszeugnis zum Unterricht in Deutsch und Geographie an Mittelschulen erwerben. Nach dem "Probejahr" mussten ihr Anstaltsdirektor und die zwei zugeteilten Professoren ihre Gewissenhaftigkeit, ihr großes Lehrgeschick, ihre Liebenswürdigkeit gegenüber Lehrkörpern und den Eltern der Schülerinnen und ihre musterhafte Schuldisziplin rühmen.
Nun lag, menschlich gesprochen, die Zukunft vor Sr. Klara im goldenen Lichte. Sie begann den Unterricht im folgenden Jahre 1934/35, aber schon Anfang 1935 musste sie ins Elisabethspital und, als sie hier keine Heilung fand, im April ins Landeskrankenhaus. Die notwendige Operation stellte Darmtuberkolose fest, gegen die alle ärztliche Kunst machtlos war. Trotzdem nahm sie im Schuljahr 1935/36 den Unterricht wieder auf, bis sie im Februar 1937 zusammenbrach. Sie starb in der Krankenabteilung im Mutterhaus in Graz am 15. Juni 1937. Ein kurzes, aber doch reiches Leben war vollendet.
Hinter, oder besser in diesen trockenen Daten und Tatsachen steht ein anderes Leben, das Menschen, die das Glück hatten, der Rosa und späteren Schwester Klara Fietz im Leben zu begegnen, aufleuchtete, das aber erst nach ihrem Tode offenbar wurde, nachdem sie auf dem Sterbebette ihr Tagebuch ihrem Seelenführer übergeben hatte.
Schon ihr Entschluss, Missionsschwester werden zu wollen, war mehr als ein kindlicher oder kindischer Einfall, er war Gnade, die Gott in die kindliche Seele gesenkt hatte und in der das Kind eine Verpflichtung sah. Rosa Fietz sammelte schon als Kind fleißig Missionsalmosen. Um selbst das Geld für den Loskauf eines Heidenkindes zusammenzubringen, beschloss sie mit ihrer Freundin eines Sommers den Rückweg aus der Schule nach Lindewiese zu Fuß zu machen und das so ersparte Geld für die Missionen zu verwenden. Damit die Angehörigen nichts merkten, eilten sie nach Schulschluss rasch fort, um zur selben Zeit als der später abgehende Zug in Lindewiese anzukommen; und um nicht Schuhe abzunützen, gingen sie barfuß. Dass sie als Kind die "Nachfolge Christi" und die Heilige Schrift las, und darin mit Vorliebe das "Hohe Lied", lässt uns ahnen, woher sie die Anregungen für ihr Leben schöpfte, verrät aber zugleich eine tiefe Seele, die der Gotteswelt gegenüber offener war, als das bei Kindern, ja kaum bei Erwachsenen gewöhnlich der Fall ist. Dass ihr der Heiland und sein Werk und damit die tiefste Not der Welt, die Sünde schon in den Kindestagen aufgegangen war, zeigte ein Gespräch mit ihrer Freundin über die Todsünde. Der Firmungstag am 21. Juli 1916 stand ihr zeitlebens lebendig im Gedächtnis, sie bezeichnete ihn als schönsten Tag ihres Lebens. Rosl war jeden Tag bei der Hl. Messe. Weil der Zug vor Ende der Hl. Messe abfuhr, blieb sie rückwärts stehen und schaute unverwewandt auf den Altar. Jede Woche beichtete und kommunizierte sie. Sie muss wohl schon in jenen Jahren erfahren haben, was man mit dem Fachausdruck "Mystik" nennt, das heißt den segnenden Einfluss der Gottes- und Heilsnähe, der nur Seelen zuteil wird, die dafür in einzigartiger Weise offen sind.
Über die Studienjahre fehlen uns solche Einzelheiten. Etwas verrät die Dienerin Gottes uns im Tagebuch vom November 1935: "Ich habe in früherer Zeit Heimweh gelitten wie sicher selten jemand." Aber auch, wie sie damit fertig wurde: "Auch in diesem Punkte ließ mir der Herr keine Freiheit. Er wusste wohl, dass ich zu armselig und zu unwissend sei dazu, und weil er mich glücklich machen wollte, traf Er selbst die Wahl und stellte mich an den Ort, wo Er mich haben wollte." Eine Schwester, die in Hartmannsdorf mit ihr zusammen war, bezeugt: "Ihr bescheidenes, stets freundliches Wesen machte sie unvergesslich bei den Schwestern, die hier mit ihr wirkten. Sie war immer ungemein liebevoll, nie merkte man eine üble Laune an ihr. Ein ruhiges, sanftes Lächeln sah man stets auf ihrem Antlitze... Ich kann mich nicht erinnern, an ihr einen Fehler bemerkt zu haben." Das sagen auch die älteren Schwestern, die damals schon in Hartmannsdorf wirkten. Der Direktor des Gymnasiums, an dem Schwester Klara wirkte, schreibt: "Sie war eine Frohnatur, ganz im Sinne des großen Heiligen von Assisi. Für mich war es immer eine reine Freude, ihrem Unterrricht beizuwohnen und dabei mitzuerleben, was Lehrer sein heisst." (Fortsetzung folgt)
Robert Jung
Geboren wurde Robert Jung in Niederlindewiese. (Fortsetzung folgt)